Was ist Existenzielle Psychotherapie?

Anastasia Bestmann

29.07.2025

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Was versteht man unter existenzieller Psychotherapie?

Die existenzielle Psychotherapie geht davon aus, dass psychisches Leid oft mit ungelösten existenziellen Spannungen zu tun hat: mit der Angst vor dem Tod, der Last der Freiheit, dem Gefühl von Sinnlosigkeit oder Isolation.

Auf den ersten Blick scheinen die Fragen nach Tod, Freiheit, Verantwortung weit weg vom täglichen Leben zu sein. Wenn wir aber genauer hinschauen, sind sie im Alltag unsere ständigen Begleiter.

Ein Beispiel aus dem Alltag

Mal angenommen, jemand sagt: "Ich hasse meinen Job. Meine Arbeit stresst mich und macht keinen Spaß". Dann drängt sich das Gefühl auf:

"YOLO – was mache ich auf dieser Arbeit überhaupt?"

>>> Hier wird mir angesichts meiner Endlichkeit = Tod bewusst, dass ich mit diesem Job meine Lebenszeit vergeude.

"Ich könnte einen besseren Job haben!"

>>> Hier geht es um Willensfreiheit – ich habe jeden Morgen die Freiheit, zu diesem Job hinzugehen oder nicht. Wie kommt es, dass ich jeden Tag trotzdem dahin gehe?

"Aber ich habe keine Lust auf Stellensuche und Bewerbungen."

>>> Da geht es um Verantwortung. Was mache ich mit meiner Angst vor dem Bewerbungsprozess? Hole ich mir eventuell Hilfe für diese Phase? Wie entscheide ich mich?

Die existenzielle Psychotherapie behandelt diese auf den ersten Blick „philosophischen“ Fragen immer im Kontext der realen, täglichen Situation. Sie stellt dabei nicht die Symptome in den Mittelpunkt. Ein Symptom in unserem Beispiel wäre: Ich gehe ungern auf die Arbeit, bin so unmotiviert und lustlos (manch eine_r könnte fälschlicherweise über sich ableiten: also bin ich faul, nutzlos und dumm).

Stattdessen liegt der Fokus in der Therapie auf dem inneren Erleben der Situation. Wie erlebe ich dieses Symptom in meinem Leben? Es geht darum zu verstehen, was mich bewegt – meine Fragen, meine Angst, meine Sehnsucht. Und aus dieser tiefen Selbsterkenntnis heraus, mein Leben zu gestalten.

Dabei könnte leicht der Eindruck entstehen, dass sich die existentielle Psychotherapie vor allem mit schweren, traurigen Themen beschäftigt – etwa dem Tod. Doch genau darin liegt ein Paradox: Indem sie diese existenziellen Fragen nicht meidet, sondern ihnen Raum gibt, öffnet sich oft erst der Blick für das, was das Leben lebenswert macht. Wer sich dem Dunklen zuwendet, entdeckt nicht selten neue Lebendigkeit.

Unterschied: Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie und existenzielle Therapie

Jede Form der Psychotherapie ist geprägt von einem bestimmten Menschenbild – einer Vorstellung davon, was den Menschen im Kern ausmacht.

Tiefenpsychologie

Die Tiefenpsychologie etwa sieht den Menschen als getrieben von unbewussten Kräften, inneren Konflikten und frühen Prägungen. Instinkte, Triebe, Kindheitserfahrungen – all das soll aufgedeckt, verstanden und bearbeitet werden.

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie hingegen betrachtet den Menschen eher funktional: als ein Wesen, das auf Reize reagiert, Gewohnheiten lernt, konditioniert wird. Verhalten lässt sich verändern, wenn man neue Reize setzt. Ziel ist es, funktionales, erwünschtes Verhalten zu trainieren – ähnlich einem Lernprozess.

Existenzielle Psychotherapie

Die existenzielle Psychotherapie sieht den Menschen vor allem als frei – als ein Wesen, das Entscheidungen trifft, Verantwortung trägt, nach Sinn sucht. Nicht Triebe oder Reize stehen im Mittelpunkt, sondern die Frage: Wie willst du leben? Was bedeutet es, du selbst zu sein – trotz Angst, Schuld, Endlichkeit?

Jede Therapieform hat ihre Berechtigung, mit eigenen Stärken und Grenzen. Wichtig ist, dass man sich dieser Unterschiede bewusst ist, wenn man sich auf eine Therapieform einlässt.

Wie lässt sich die existenzielle Psychotherapie einordnen?

Die existenzielle Psychotherapie zählt zu den humanistisch-existenziellen Therapieansätzen. Dies ist ein Dachbegriff für mehrere Therapierichtungen, die ein gemeinsames Menschenbild teilen: Der Mensch wird als grundsätzlich wachstumsfähig, frei und auf Sinnsuche begriffen – mit einem inneren Potenzial zur Selbstverwirklichung.

Gemeinsame Grundannahmen

  • ein ressourcenorientiertes Welt- und Menschenbild

  • das Vertrauen in Selbstheilungskräfte

  • ein dialogischer, gleichwürdiger Therapieansatz zwischen Klient_in und Therapeut_in

  • die Suche nach Sinn, Autonomie und authentischem Erleben

Unterschiede

Existenzielle Psychotherapie:
Fokus auf Freiheit, Verantwortung, Sinn, Tod, Isolation und Authentizität – immer im Bezug auf den aktuellen Lebenskontext. Der Mensch wird als existenziell freies Wesen gesehen, das Entscheidungen trifft – auch im Ringen mit Angst, Schuld oder Sinnlosigkeit.

Logotherapie und Existenzanalyse (Viktor Frankl):
Konzentriert sich auf die Sinnfrage als zentrale Motivation des Menschen. Der Mensch ist nicht nur ein Reiz-Reaktions-Wesen, sondern sucht nach einem erfüllten, sinnhaften Leben – auch und gerade in Krisen.

Personzentrierte Gesprächstherapie (Carl Rogers):
Zentrale Wirkfaktoren: Empathie, bedingungslose positive Zuwendung, Kongruenz. Der Mensch trägt die Lösung in sich – unter den richtigen Bedingungen entfaltet er sich selbst.

Integrative Therapie / Humanistische Körperpsychotherapie
Kombination verschiedener humanistischer Methoden. Häufig einbeziehend: Körperarbeit, kreative Ausdrucksformen, Achtsamkeit, Bewegung, Stimme.

Die Philosophie hinter der existenziellen Psychotherapie

Die existenzielle Psychotherapie ist keine Technik, ihr Fundament liegt im philosophischen Gedankengut der Existenzphilosophie (u. a. Kierkegaard, Heidegger, Sartre), das den Menschen als freies, verantwortliches und zugleich verletzliches Wesen begreift.

In diesem Ansatz geht es nicht darum, Symptome wegzumachen oder Probleme zu „lösen“, sondern darum, einen ehrlichen, oft auch mutigen Blick auf das eigene Leben zu werfen – mit allem, was dazugehört: Zweifel, Angst, Schuld, Freiheit, Verbundenheit, Vergänglichkeit und Sinn.


Was mich an der existenziellen Psychotherapie besonders berührt, ist ihre Tiefe und Offenheit.
Sie lädt dazu ein, das eigene Leben als Ganzes zu betrachten – nicht nur Symptome oder Probleme, sondern die Fragen dahinter: Wer bin ich? Was trägt mich? Wie kann ich mit den Widersprüchen meines Lebens leben?

In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, wie kraftvoll es ist, wenn Menschen beginnen, sich selbst ehrlicher zu begegnen, Klarheit über ihre Werte zu gewinnen und einen Sinn in dem zu finden, was sie durchlebt haben. Ich begleite meine Klient_innen dabei, nicht vor den Zumutungen des Lebens zurückzuschrecken, sondern in Beziehung mit ihnen zu treten – und dadurch innerlich freier zu werden.

  • wie eine Session in der existenziellen Psychotherapie verläuft

  • bei welchen Themen sie helfen kann und

  • welche Methoden sie anwendet

schreibe ich in meinem Essay "Wie wirkt existenzielle Psychotherapie?".

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